Vor diesem Baum entkommt man nicht dem Gedanken, dass die Dauer unserer Existenz relativ ist. Diese Platane, eine von vielen in den Grünanlagen von Missillac, kennt die Geschichte der letzten drei Jahrhunderte. Dann steigt die Pflanze in den Rang einer Persönlichkeit mit jahrhundertealtem, aber lebendigem Ruhm auf. Seine Verzweigungen, die in der Abenddämmerung gespenstisch wirken, ähneln denen einer Genealogie. Ihr weit verzweigtes Netz, von dem einige riesige Äste bis auf den Boden reichen, um dort Halt zu finden und in den Himmel zu ragen, ist das Abbild eines Nervensystems mit einem riesigen Gedächtnis. Seine Fasern, sein Saft und seine Rinde enthalten mehr Geschichten als die Zellulose der Seiten einer ganzen Bibliothek. Nur die Tinte wird nicht fließen. Als unbeweglicher Zeuge der Ereignisse ist er ein wenig der Dirigent der Jüngeren, die um ihn herumstehen und zu jeder Jahreszeit auf ihren Ästen spielen, wenn der Wind sich darin verfängt. Heute Abend gibt Le Maestro Pendula aus dem Orient den Ton an.